Nach einer aktuellen Umfrage des Handelsverbandes unter 800 Handelsunternehmen rechnen für das zweite Halbjahr 42 Prozent mit stagnierenden und 36 Prozent mit rückläufigen Umsätzen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Handelsverband warnt angesichts weiterer Geschäftsaufgaben vor der weiteren Verödung der Innenstädte. Gleichzeitig betont der Verband die hohe gesellschaftliche Bedeutung der Branche und ihr großes Engagement für Sportvereine, Stadtfeste sowie für viele andere soziale Zwecke.
Die schwache Entwicklung des privaten Konsums in den ersten Monaten des Jahres gibt dem Einzelhandel kaum Spielräume für ein größeres Umsatzwachstum. In den ersten vier Monaten lagen die Umsätze unter der HDE-Prognose für das Gesamtjahr. Der Handelsverband rechnet jedoch im Jahresverlauf mit einer deutlichen Belebung des Konsums und hält deshalb an seiner Prognose für ein nominales Umsatzplus von 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr fest. Eine aktuelle Umfrage unter 800 Handelsunternehmen zeigt den schwierigen Rahmenbedingungen entsprechend, dass knapp die Hälfte der Branche von Umsätzen unter dem Vorjahresniveau ausgeht.
Angesichts der oft herausfordernden Lage werden nach Handelsverband-Schätzung in diesem Jahr 5.000 Geschäfte ihre Türen für immer schließen. „Wir dürfen uns nicht an diese Negativ-Entwicklung gewöhnen, denn in der Folge veröden ganze Stadtzentren“, so der Präsident des Handelsverbandes Deutschland Alexander von Preen. Wie wichtig es für die gesamte Gesellschaft ist, dass die Handelsunternehmen nicht massenweise vom Markt verschwinden, zeigt ein Blick auf das gesellschaftliche Engagement der Branche. So bringen sich nach der aktuellen Handelsverband-Umfrage rund 80 Prozent der Händler auch außerhalb ihrer Unternehmen ein – beispielsweise bei Vereinen, Festen oder Sportevents. Im Durchschnitt geht es hier um 150 Stunden und 8.000 Euro pro Jahr. Rechnet man das auf die gesamte Branche hoch, so schätzt der Handelsverband das Gemeinwohl-Engagement des Einzelhandels in Deutschland auf etwa eine Milliarde Euro pro Jahr.
Von Preen: „Um eine wirkliche Revitalisierung der Innenstädte zu erreichen, braucht es mehr Investitionen in neue Geschäfte und die Modernisierung bestehender Ladenlokale. Mit einem besonderen Programm für Abschreibungen in Investitionen der Innenstädte kann hier ein entscheidender Impuls für die Zukunft der Stadtzentren gegeben werden.“ Es gebe hierzu bereits sehr gute Erfahrungen mit einem Investitionsprogramm Anfang der 1990er Jahre. Die Städte könnten mit einer konkreten Gebietsabgrenzung Investitionen an die richtigen Standorte steuern und für die Unternehmen die entsprechenden Anreize für Investitionen setzen. Dies würde nicht nur dem Erhalt der multifunktionalen Innenstädte dienen, sondern zugleich auch Arbeitsplätze sichern.